warum sollen andere die Soziale Phobie verstehen, wenn SPler sich selbst nicht verstehen können?
es geht hier auch gar nicht ums verstehen. ein analytisches verständnis des menschen selbst ist überhaupt seltenst gefragt, im allgemeinem treiben der menschen, denn menschliches verhalten ist vor allem routine bzw bedürfnis + erfahrung.
die menschen haben interessen und wenn dein konkretes verhalten keinen beitrag zu den selben leistet, dann begegnet man dir mit gleichgültigkeit oder ablehnung, weil keine interessengemeinschaft mit dir machbar ist.
wie diese ablehnung dann begründet wird, mit vorwänden, zb "ich versteh dich nicht" "du bist komisch", ist irrelevant und unehrlich, denn menschen reden nicht offen über ihre interessen oder strategien und denken noch nicht mal ehrlich darüber nach, sondern denken sich irgendwas anderes aus, außerdem wollen sie nicht über deine konkreten interessen, die du selbst nicht offen dargelegt hast, spekulieren also können sie nur dich als ganzes ablehnen. dem wortlaut der ablehnung sollte man keine aufmerksamkeit schenken.
wohl möglich bist du dir deiner eigenen interessen nicht bewusst bzw hast nicht durchdacht, worauf dein konkretes sozial-verhalten abzielt. du wünscht dir einfach, dass dein konkretes verhalten akzeptiert wird, dass man deinen interessen entgegen kommt, einfach so. gestehst dir das aber gar nicht ein, sondern versteckst dich in der fantasie, dass es irgendwie um "verständnis deiner person ginge", als ob deine (unbewussten) strategien deine identität selbst sind.
als ob deine umwelt, in dem sie dich bloß endlich "verstehen" würde, ihre eigenen interessen so ändern könnte, als dass sich dann die möglichkeit ergäbe, eine interessengemeinschaft zu formen. die anderen sollen also, wie deine eltern einmal, im stande sein, ihre eigenen interessen für dich ganz zu vergessen und dir durch pure empathie begegnen, sich deine interessen zu eigen machen. wie die mutter sagt "ich will mein kind füttern" sollen die normalos sagen "wir wollen diesen SPler integrieren".
dieser traum ist aber komplett unrealistisch. wenn du dein verhalten nicht bewusst so gestaltest, dass es für andere von nutzen ist, dann ergibt sich keine interessengemeinschaft, dh dein verhalten wird nicht akzeptiert und das ist das ende der geschichte.
also für mich lautet die frage und der weg zum selbstbewusstsein darum: was will ich überhaupt in dieser welt? bis ich darauf mal eine antwort habe.... ich kenne weder mich selbst noch die welt, weil beides erst bekannt wird, in dem sich das eine am anderem reibt, was ich immer vermieden habe.
und dann: wer teilt meine interessen, wo ergibt sich eine schnittmenge, wo ist ein austausch möglich?
sozialen kontakt zu anderen menschen zu suchen, ich meine solche, mit denen man keine schnittmenge hat, wäre bloß ausdruck geistiger verwirrung, unbewusstheit über die eigenen motive, ausdruck von fehlendem selbstbewusstsein. viele SPler suchen ihr selbstbewusstsein ausgerechnet in genau solchen kontakten, durch die es ausgeschlossen wird.
und wenn "dich" (in wahrheit deine strategien) anscheinend "gar keiner versteht" musst du in wahrheit fragen: warum sind deine motive ganz andere, als die der anderen? bist du wirklich so anders, im hinblick auf deine bedürfnisse oder deine kreativität oder nimmst du dich selbst bloß anders wahr?
das meiste, was die meisten tun, hat einfach mit physikalischer grundsicherung zu tun.
ich neige zb dazu, mir nicht ein zu gestehen, dass ich sowas überhaupt nötig habe. darum sind mir meine motive zur grundsicherung nicht bewusst und es gelingt mir innerlich nicht, sinnvolle interessengemeinschaften zu diesem zweck zu erdenken und sie emotional zu bejahen.
wenn sich andere über ihr geschäfte unterhalten, sitze ich schweigend dabei und empfinde das thema der konversation als relativ "widerwärtig".
mir wäre lieber, wenn die welt "verstünde" dass ich "halt" darauf angewiesen bin, dass mir meine grundsicherung vom himmel her zukommt, weil ich mir ihrer notwendigkeit nun mal so unbewusst bin, dass ich mich nicht selbst um sie kümmern kann.
dann muss ich fragen: warum habe ich meine grundbedürfnisse dissoziiert und verleugnet oder wie kann ich sie wieder fühlen und den schmerz und die angst ertragen, die ich mit grundsicherung assoziiere und warum kann ich grundsicherung nicht mit macht und autonomie und stärke und erfolg und selbstverwirklichung assozieren, wie die anderen, sondern nur mit sklaverei, mit selbstverlust?
ich weiß dass es mir nie erlaubt war, diese positiven gefühle zu erleben.
jede selbstständigkeit von mir wurde bestraft und vereitelt...
aber kann ich heute meine eigenen handlungen bzw bedürfnis-erfüllende-strategien einfach selbst bewerten oder muss ich sie für immer so bewerten, wie mir das früher beigebracht wurde, wie sie auch in der gegenwart noch vereinzelt kommentiert werden?
ich mache mir also bewusst, dass meine "identität" = "der unselbstständige angsthase/das sorgenkind/etc" in wahrheit aus strategien bzw interessen und aus emotionalen bewertungen der selben besteht. das bin alles gar nicht ich, aber es ist etwas, dass ich selbst nicht ganz verstehe...
und warum fällt es mir so schwer, meine eigenen strategien zu verstehen, mir die motive bewusst zu machen, durch die ich strategien auswähle oder andere nicht in betracht ziehe? es ist ganz klar die angst davor, gefühle nochmal durchleben zu müssen, die mir ziemlich unbewusst geworden sind, seit dem ich "ein für alle mal entschieden habe" dass "ich halt nun dieser angsthase bin".
in dem ich mich nicht mehr bewusst für meine grundsicherung einsetze, erlebe ich meine ohnmacht dahin gehend eher als erträgliche depression, denn als furcht davor, für mein aufbegehren vom gutsherren mit dem tode bestraft zu werden.
das gefühl der bestrafung, die früher auf fehler folgt, die man macht, wenn man experimentiert, risiken eingeht, um ein eigenes ziel zu erreichen, welches einem im grunde verboten wurde, wenn man sich was heraus nimmt. wie sehr ich mich für meine dummheit hasste, der ich die schuld dafür gab, dass ich so unsanft bestraft wurde, dass ich erwischt wurde oder einen fehler gemacht habe, dass ich mein interesse nicht im geheimen verfolgen konnte ... das gefühl der gnade anderer ausgeliefert zu sein, anderer die unbarmherzig sind.
"warum versteht mich keiner?" | April 05, 2016 |
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