selbstwert mal wieder



 anstrengende spielchen sind das hier. um etwas bitten was einem gar nicht fehlt und was andere einem nicht geben können. so tun als ob man es hätte und jemand es haben könnte und man es demjenigen einreden könnte. so tun als ob man es über worte empfangen hätte und nun hat und dankbar dafür ist. so tun als ob andere was haben das einem fehlt um denen einzureden dass man sie braucht weil man diese sache braucht die einem angeblich fehlt. so tun als ob dem anderem eine sache fehlt die man selber hat und als ob der anderem einen braucht weil man ja diese sache hat die er braucht. ein teil von dir will für immer schluss machen mit den spielchen, ein anderer will sie weiterhin erleben weil er halt leben will und sich unter leben nix anderes vorstellen kann als so eine schauspielerei. ein teil von dir hat auch angst nicht mit zu spielen, denn wer nicht mitspielt gilt den anderen als spielverderber und sie schließen denjenigen aus und wo soll der dann hin, was soll der noch hier im leben? also weiter in der rolle bleiben. besser die arschkarte sein, als gar nicht zum deck dazu zu gehören. aber irgendwann entdeckst du vielleicht, dass gar nicht alle menschen auf der welt dieses spiel spielen. dass es ein richtiges leben jenseits vom so tun als ob gibt. und dann ist es ganz einfach, mit der schauspielerei aufzuhören.

mir wollt ihr auch immer wieder ungebeten diesen ominösen "selbstwert" einreden, wenn ich davon erzähle, wie die menschheit mich meidet, weil wir nicht miteinander kompatibel sind. wie füchse und hasen nicht kompatibel sind. ich fall da nicht drauf rein. es hat doch mit meinem wert nichts zu tun. mir fehlt doch nichts. ich kann es doch nicht ändern, in dem ich mir was einbilde, irgend eine meinung über mich. ein fuchs kann nicht so tun als ob er ein hase ist und umgekehrt kann der hase keinen auf fuchs machen.


selbstwert ist ein völliges unsinniges wort. du hast einen sozialen status. das ist der wert, den andere in dir sehen. und du hast gegebenenfalls selbstgerechtigkeit - falls du in konflikten immer deine interessen über die von anderen stellst oder die motive anderer falsch auslegst. deinen status hast du nicht in der hand. und selbstgerechtigkeit macht dich bloß noch unbeliebter und einsamer. für sozial ängstliche, also menschen ohne kompatibilität und status, die ihre ausgrenzung vorher sehen können, ist die stärkung vom ego, im hinblick auf die fähigkeit, selbstgerechte urteile zu formulieren, darum nicht von vorteil. das ego hat allerdings noch andere wertvolle stärken, zb die fähigkeit zu planen.

ich hab kein selbstwertproblem, ich bewerte mich jedenfalls nicht anders, als ich andere bewerte, dh ich schäme mich durchaus für gegebene mängel und dieses gefühl unterscheidet mich von manchen anderen, aber ich nehme in mir nicht fälschlich mehr mängel (oder stärken) wahr, als in anderen, sondern bin mir sicher, realistisch zu sein. und dieses gefühl der scham ist ja nur genau das, was den objektiven sozialen status transportiert, was einen daran erinnert, wie man dem urteil der anderen zuvor kommen muss, damit die es nicht mit gewalt vollstrecken. und es sind die anderen, die meine mängel anders als ihre eigenen bewerten, weil sie nichts von stufen und typologie verstehen oder weil sie aufgrund von einem höherem status weniger scham und dazugehörige selbstbeobachtung mit sich führen müssen. und ich verspüre auch stolz, aus meinem eigenem urteil über meine stärken heraus, aber er kann ihr urteil, also die scham, nicht ungültig machen, sondern er wird im gegenteil durch ihr urteil unbedeutend gemacht, in der objektiven welt des sozial-verhaltens. mein stolz genehmigt mir den rückzug in meine eigenen interessen, die sie für ungenügend oder verrückt halten aber meine scham verbietet mir, die welt mit meinen eigenen interessen oder daraus folgenden errungenschaften zu belästigen.

ich bin bloß einsam und umzingelt von fremden, mit denen ich nix gemeinsam hab, mit denen ich mich nicht verstehe und ich muss angst haben, denn erstens ist das konflikt potenzial groß, zweitens bin ich in der minderheit, drittens kann man ganz praktisch kaum überleben, ohne soziale integration und viertens ist die einsamkeit schon rein psychologisch fürchterlich, denn man geht daran neurologisch zu grunde, dass das Dasein keinen sinn hat, wenn der eigene beitrag zur welt von niemandem angenommen wird. man ist ja kein wildes tier, jedenfalls nicht nur. wenigstens die höheren sozialen hirnfunktionen gehen zu grunde, wenn sie nie gelegenheit zum ausdruck bekommen können.

menschen sind wirklich unterschiedlich.

aber viele unterschiede basieren auch bloß auf einbildungen. oder die konsequenzen, die aus unseren realen unterschieden abgeleitet werden, basieren auf den eingebildeten interpretationen unserer realen unterschiede.

viele schafe tun so, als ob sie löwen sind und wenn du mit ihnen auf jagt gehen willst, musst du auch glauben, ein löwe zu sein und auch so handeln. ich weiß, dass die anderen nur ein schauspiel spielen, mit dem sie mich und die welt blenden wollen. das bringt uns einander aber nicht näher und es macht sie nicht weniger gefährlich für mich, denn sie jagen alles, was kein löwe ist. ob ich also wirklich ein hase bin, oder ob man mir das nur eingeredet hat und ob ich nun glaube ein hase zu sein oder nicht ist jetzt wirklich auch egal. ich stehe so oder so auf der speisekarte, weil ich halt nicht bereit bin, mit auf die jagt zu gehen, um unter beweis zu stellen, dass ich ein echter löwe sei.

dass ich löwen gegenüber feindseelig eingestellt bin, wird mir jetzt vorgeworfen. nur ein weiterer vorwand, mich zu fressen.

lasst das fleisch-fressen, milch und eier klauen, es bringt euch nur verstopfung, übergewicht, herzerkrankung und demenz.

ach, ja und dann gibt es noch das so genannte selbst-bewusstsein. aber wer nach einem selbst sucht, findet nichts! falls er seine konditionierten einbildungen durchschaut. und dann ist da nur noch -bewusstsein. und in dem bewusstsein: der hektische lärm von brüllenden löwen, kreischenden hyänen, schreienden adlern, schnatternden affen ...

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