vergleiche sind nicht das problem, sondern die subjektive manipulation der selben

ich finde mich nicht hässlich, insofern ich noch teilweise gesund bin. nur das, was an mir krank ist, finde ich hässlich. pickel, anzeichen für entzündung, übergewicht. übergewicht besteht aus krankem gewebe, weil es aus giftiger ernährung entstanden ist.
ich vergleiche mich zunächst nur mit naturalistischen idealen, nicht mit anderen menschen. ich stelle aber durchaus fest, wenn ein anderer mensch diesen idealen näher kommt, als ich. manchmal stelle ich mir dann vor, dass die person mich ablehnt, weil sie nicht so werden möchte, wie ich. sie fürchtet, dass ich sie irgendwie in meine welt ziehen könnte, indem ich meine gedanken mitteile.

jeder mensch hat andere ideale, ob er die nun selektiv von der gesellschaft übernommen hat, oder ob sie aus einer tieferen einsicht in menschliche natur kommen, oder aus individuellen erfahrungen.

ich weiß, dass viele menschen ihre ideale mit einer gewissen gewalt in die gesellschaft einbringen wollen. sie wollen, dass ich mich an ihren idealen messe. um ihrem urteil, das aus ihren idealen erfolgt, zuvor zu kommen, damit es mich nicht mit ganzer härte trifft, muss ich so tun, als ob ich ihre perspektive teile.

wenn jemand zum beispiel ideale wie konventionelle ordentlichkeit, reichtum und sozialen status hat, dann weiß ich, dass derjenige nicht sehr tief in seiner menschlichen natur ruht und darum auch kein verständnis für gewaltlosigkeit besitzt.

ich muss sein urteil also fürchten und, um es ab zu mildern, ihm entgegen kommen, indem ich so tue, als ob ich seine ordentlichkeit, seinen reichtum, seine popularität bewundere und in mir selbst kläglich vermisse, also seine grundwerte teile. auf die weise beweise ich ihm meinen guten willen und er lässt mich am leben. ich muss ihm aber dienen. darum machen mir andere menschen angst.

früher habe ich dieses schauspiel, dass ich anderen liefern muss, damit sie mich am leben lassen, oft für meine eigene wirklichkeit gehalten. ich hatte mich ganz in der vorstellung der grundwerte anderer menschen verloren. aber dieser hinfälligkeit bin ich, glaube ich, weitgehend entwachsen.

von meinen eigenen idealen lasse ich mich nicht unter druck setzen. ich gehe liebevoll und geduldig mit mir um. ich wäre gerne gesund und tue alles dafür, gesünder zu werden und habe mich körperlich schon sehr verändert. ich wäre auch gern einsichtsvoll und liebevoll und arbeite daran, erkunde unermüdlich neue perspektive und übe mich im loslassen, der grundlage von liebe.

menschen, die gesünder und einsichtsvoller und liebevoller als ich sind, fürchte ich nicht, sondern in bewundere sie. nur fürchte ich oft ihre ablehnung.

aus meiner sicht besteht die menschheit etwa zu 80% aus menschen, deren gewaltvolle urteile ich fürchte und zu 20% aus menschen, denen ich vielleicht gerne näher kommen würde, vor denen ich mich aber schäme, weil ich glaube, ihnen nichts geben zu können.

aber das ist wohl alles recht gewöhnlich, im prinzip und nicht die echte ursache von angst. es ist nur das, was der angst ihre individuelle gestalt verleiht.

die angst selbst ist etwas einfacheres, neurologisches. das völlige versunken sein in vermutungen darüber, wie es sich um die beziehungen zu fremden verhält, das einen davon abhält, die vermutungen zu überprüfen.

das vergleichen mit anderen, im sinne der eigenen ideale sowie im sinne der ideale der anderen, insofern es nicht auf vermutungen sondern auf erfahrungen bzw kommunikation beruht, ist nämlich nur eine objektive bzw intersubjektiv verinnerlichte wirklichkeit und somit die grundlage von empathie, bzw umsichtigkeit, bzw sozialer intelligenz. wer sich dieser größeren wirklichkeit, in die er gehört, nicht bewusst ist, der wäre einfach absolut unfähig, eine zweite person perspektive ein zu nehmen und zu reflektieren. das ist im grunde narzistisch.

menschen sind entweder umsichtig und beliebt, umsichtig und unbeliebt, selbstgerecht und beliebt oder selbstgerecht und unbeliebt.

beliebt oder unbeliebt jeweils aufgrund von ihrer eigenart, gemessen an den grundwerten anderer. umsichtig oder selbstgerecht, im sinne, den ich beschrieben habe: fähig oder unfähig, die welt der vergleiche, also die relativität der eigenen perspektiven und neigungen, zu verstehen.

natürlich ist der übergang zwischen diesen grundtypen graduell.
der springende punkt ist, dass man an seiner beliebtheit nichts ändern kann. man kann vielleicht seine einstellung auf der skala zwischen selbstgerechtigkeit und umsichtigkeit überarbeiten - den eigenen standpunkt vehementer vertreten. aber wo kommt man damit hin? welche position haben die jeweiligen typen in der gesellschaft?

wer unbeliebt und selbstgerecht ist, ist im extrem fall im knast oder tot. dass er trotz unbeliebtheit nicht schüchtern sondern dominant auftritt, ist vielleicht doch nicht so beneidenswert. wer unbeliebt und umsichtig ist, kommt nicht umhin, die grundwerte der dem selbst bzw der natur entfremdeten, gewaltvoll urteilenden, menschen zu bestätigen, in dem er sich ihnen unterwirft. nur wer sehr beliebt und umsichtig ist, kann es sich leisten, den gewaltvoll urteilenden menschen noch etwas bei zu bringen, ihnen die eigenen menschlicheren werte vor zugeben. aber das oberste kommando in der irrenanstalt bekommen letztlich meist immer noch jene, die beliebt und selbstgerecht sind.

fazit: sinn und zweck von vergleichen kann nicht der wunsch sein, so werden zu wollen, wie andere, bzw ihre position in der gesellschaft zu erlangen, weil das schlicht kaum möglich ist. sinn und zweck von vergleichen ist einfach das überleben, das vermeiden von schmerzhaften reibungen an anderen, gemessen an der eigenen neurologischen sensibilität und dem eigenem energiehaushalt.

selbstakzeptanz muss also eine akzeptanz der vergleichenden intelligenz, der umsichtigkeit, beinhalten. auch wenn das ergebnis, zu dem sie kommt, dass du nämlich unbeliebt bist, unerfreulich ist, dient sie ja dem selbst, dem überleben, dem vermeiden von verletzungen.

das beliebt sein wollen, wenn man es nun mal nicht ist, ist selbst die quelle der neurotischen angst, weil man dadurch die objektiven relationen verleugnet und fürchtet, in der interaktion daran erinnert zu werden.

um das subjektive leiden zu überwinden, muss man sich mit den wahren relationen anfreunden. vielleicht bist du der größte, in einer welt, in der größe keinen wert hat und darum bist du anderen objektiv nix wert. es hilft dir nicht, darauf zu beharren, das größe in wahrheit das aller geilste sei.

das subjektive leiden ist nicht in der umsichtigen unterordnung gegenüber den bedürfnissen oder urteilen der gewaltvollen bzw unbewusst fordernden anderen, sondern im bedürfnis, die wirklichkeit manipulieren zu können. dadurch kommt es zur furcht vor der erfahrung von wirklichkeit, zum unwillkürlichem und nicht mehr nachvollziehbarem kategorischem bzw generalisiertem vermeidungsverhalten, das soziale angst definiert.

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