ich schaute gerade ein video mit ali washington an, sie spricht davon (bei minute 7-10), dass man akzeptieren muss, wenn man wal wieder was ungesundes ißt, um überhaupt transzendieren und erkennen zu können, warum man das tut. anders gesagt: man erzielt eine kurs veränderung nicht, indem man sie sich mit spontaner gewalt abverlangt, sondern indem man akzeptiert, dass das leben bestimmten gleisen folgt, die in einem selbst angelegt sind (also mustern der so genannten konditionierung) und man muss dieses netz aus gleisen verstehen lernen, um die weichen zu finden, die umstellbar sind.
das erinnert mich daran, wie ich vor ca 16 jahren die neurotische 'angst' überwunden, bzw das ständige kopfkino beendet habe, dass ich von passanten beobachtet und vor allem bewertet werden würde.
indem ich von mir einfach nicht mehr verlangt habe, mit anderen in resonanz zu kommen.
ich hatte vorher gehofft, in resonanz kommen zu können, durch das darstellen von einem wert den sie anerkennen würden, nur um es dann doch jedes mal "zu vermeiden" ihnen mit dieser darstellerischen absicht auch wirklich nahe zu kommen, zu meiner stetigen verwunderung.
aber durch das aufgeben dieser ambition, und zwar grundsätzlich, nicht nur innerhalb von einer situation, wie etwa auf der straße, konnte ich erst erkennen, wieso bzw dass ich in wahrheit, also im sinne meiner gefühle in der gegenwart, gar nicht mit den anderen in resonanz gehen möchte, bzw dass keine positive resonanz vorhanden ist, sondern bloß unüberbrückbare differenzen. mir wurde dann bewusst, dass diese differenz bzw die resonanz selbst nicht einfach bloß ein fehler ist, also nicht meine so genannte soziale phobie ist, sondern dass sie wirklich mein wahres selbst ist, wie es in der gegenwart existiert. und dass die "soziale phobie", also die neurotische einstellung, darin besteht, dass ich diese differenzen mit einer schauspielerischen anpassungsleistung, also einer lüge, überwinden /wollte/.
zuvor glaubte ich nämlich, in resonanz kommen zu /müssen/, weil ich das hypothetische (aber unrealistische) produkt so einer resonanz (also zugehörigkeit, sex & karriere) als wichtiges lebensziel akzeptiert hatte, oder schlicht als überlebensnotwendig. nachdem ich entschied, dass mein lebensziel aber darin bestehen muss, soll oder darf, das leben anhand meiner authentischen resonanz mit der welt zu navigieren und nachdem ich somit auch akzeptierte, dass dies den verzicht auf oder den verlust von solchen "produkten" bedeuten könnte, hatte ich nicht mehr das bedürfnis, irgendwas dar zu stellen, bzw es wurde mir völlig gleichgültig, was andere von mir denken. im hinblick auf meine erscheinung, meine qualitäten, eigenschaften, werte, gedanken, lebenseinstellung, lebensführung und planung.
ich bin also symbolisch gestorben, insofern als ich akzeptiert habe, dass ich die vermeintlich lebensnotwendige anpassung nicht aufbringen kann, weil ich mir eingestanden habe, dass ich sie schlicht nicht in mir trage. in mir ist nichts, dass in "ihre" wellt will oder kann. und ich bin neu geboren worden, weil ich wieder entdeckt habe, wer bzw wie ich wirklich bin und wo mich meine authentische resonanz zum leben hin zieht. insofern ich nun genauer sehen kann, wie ich wirklich bin, bzw wirklich fühle, kann ich mich manchmal auch ändern, aber nur, weil und wenn ich will, nicht, weil es mir "überlebensnotwendig" scheint.
dieser wunsch, der diese soziale angst, also das übertriebene "anderen gefallen wollen" ausmacht, der wunsch das "notwendige" zu tun bzw leisten zu können, sich also in die gesetze der objektiv gegebenen wirklichkeit einzupassen, entsteht aus einem aspekt unserer persönlichkeit, den carl jung als extroversion bezeichnen würde. nur diese extroversion bzw diese erkundung des "objektiv und situativ gültigen" hat auch die macht, bzw ist in der position, diesen wunsch auch wieder zu beenden oder ihn zu moderieren, in schranken zu weisen.
man muss also zur ebenso objektiven und situativen (letztlich strategischen) erkenntnis kommen, dass das zwischen-menschliche leben wirklich nicht funktionieren kann, wenn man nur so tut als ob man innerlich dabei ist, wo die anderen wirklich sind. was man einst für notwendig gehalten hat, kann also gar nicht notwendig sein, weil etwas erst möglich sein muss, um "not zu tun", bzw belang für die wirklichkeit zu haben. man kann mit einer dick aufgetragenen maske, die beim schwitzen herunter schmilzt, zwar mit viel glück einen job bekommen und etwas geld verdienen. einen job als klo putzer, in dem man hinterher noch gemobt wird, wenn die maske durchschaut wurde und die kollengen sich drüber ärgern, dass du dort nicht rein passt. und so lange du überzeugt bist, dass es im leben objektiv betrachtet um nichts anders als geld geht, wirst du dich weiterhin verleugnen und verbiegen und ohne jegliches selbst-bewusst-sein durch die gegend laufen und immerzu sorge haben, ob die maske noch sitzt. aber du kannst objektiv zur einsicht kommen, dass es im leben eigentlich um mehr geht, als darum, den falschen menschen gut zu gefallen, vor allem wenn du bedenkst, wie groß der planet und wie bunt das leben ist. in jedem fall bekommst du durch anpassung niemals die belohnungen, die du dir erhofft hast, denn zugehörigkeit, sex und karriere bekommt man nicht für "so tun als ob". nur einen job als klo-putzer. es geht im leben objektiv eigentlich darum, dass du als persönlichkeit wachsen kannst, denn nur wenn du wächst kannst du vielleicht in die komplexe moderne welt hineinwachsen und etwas entwickeln, dass du mit ihr gemeinsam hast, um darüber mit ihr in eine authentische produktive resonanz zu kommen. und für so einen wachstum ist es objektiv notwendig, dass du mit dir im kontakt bist und die konsequenzen für dein so-sein in kauf nimmst, genau wie jesus das getan hat, oder jeahanne d'arc oder viele deiner mitmenschen, für die die konsequenzen nur weniger auffällig ausfallen.
ausgenommen von meiner so entdeckten gleichgültigkeit im hinblick darauf, was andere von mir denken ist bloß der bereich der tatsächlichen interaktion. mir ist überhaupt nicht egal, ob ich jemandem auf die füße trete, oder ob jemand verärgert über mich ist, weil ich seinen füßen aus versehen ein wenig zu nahe gekommen bin. und im falle von gruppen handelt es sich bei den füßen um ihr territorium, in dass ich nicht eintreten möchte, wenn sie mich nicht willkommen heißen. so verbleibe ich als außenseiter. da ich konditioniert bin, die anderen für unnachgiebig zu halten, muss ich oft unter mich schauen, einen große bogen um sie machen, etc. es kam schon vor, dass jemand durch so einen bogen beleidigt war...
Jiddu Krishnamurti sagt über Angst:
Fear comes into being when I desire to be in a particular pattern. To live without fear means to live without a particular pattern. When I demand a particular way of living, that in itself is a source of fear. My difficulty is my desire to live in a certain frame. Can I not break the frame? I can do so only when I see the truth: that the frame is causing fear and that this fear is strengthening the frame. If I say I must break the frame because I want to be free of fear, then I am merely following another pattern which will cause further fear. Any action on my part based on the desire to break the frame will only create another pattern, and therefore fear. How am I to break the frame without causing fear, that is without any conscious or unconscious action on my part with regard to it? This means that I must not act, I must make no movement to break the frame.
What happens to me when I am simply looking at the frame without doing anything about it? I see that the mind itself is the frame, the pattern; it lives in the habitual pattern which it has created for itself. Therefore, the mind itself is fear. Whatever the mind does goes towards strengthening an old pattern or furthering a new one. This means that whatever the mind does to get rid of fear causes fear.
vielleicht ist das limit des verstandes, also das limit der fähigkeiten, die angst, bzw tritt als solche in erscheinung und angst ist darum niemals verrückt sondern immer objektiv, also eine objektive begebenheit im gehirn bzw im körper darstellend. so, wie wenn du angst hast, beim versuch, aus dem fenster zu laufen, weil du objektiv nicht fliegen kannst. aber du akzeptierst deine grenzen nicht, weil du wie andere menschen sein willst, die fliegen können.
vielleicht bildest du dir bloß was ein oder du spürst wirklich das potenzial in dir, leben zu lernen, wie andere leben, als überflieger, aber ohne die gelegenheit, schritt für schritt lernen zu können, ist das potenzial faktisch nicht zugänglich und deine angst zeigt dir eben bloß das hindernis auf, dass dich faktisch vom nächsten schritt abhält, auch wenn hinter diesem hindernis freie fahrt absehbar ist.
vielleicht lebt man also nicht "in einer geheimnisvollen angststörung", sondern im konflikt mit den eigenen behinderungen, bzw in der verleugnung der selben. und der einzig objektiv gegebene weg aus "angst, als grundsätzlichem lebensgefühl" bzw aus der wahnvorstellung, "dass man etwas vermeide, was man unbedingt tun wolle", bestünde im einverständnis mit oder dem eingeständnis von dem, was ist: mit den hindernissen, aufgrund derer man inne hält.
wer nie versucht, aus fenstern zu laufen, erlebt auch keine angst. der verstand ist immer bereit, kleine risiken einzugehen. auf einem hochseil zu balancieren ist ein kleines hindernis für jemanden, der sehr gute körperkontrolle hat. sein verstand erzeugt im angesicht des seils eine gewisse angst, der verstand erlaubt es aber trotzdem, das seil zu betreten und die person behauptet nachher, sie habe ihre angst überwunden. außer, wenn sie zu tode gestürzt ist, denn auch ein kleines risiko ist letztlich nicht objektiv kalkulierbar. aber ein großes risiko ist objektiv kalkulierbar: mein verstand weiß mit absoluter sicherheit, dass auf den schritt aus dem fenster ein fall und auf dem fall ein aufschlag folgen wird, den mein körper nicht abfangen kann, auch wenn ich auf den füßen lande. darum erlaubt mir mein verstand nicht, diese angst zu überwinden. eine hübsche frau anzusprechen wäre für mich wie der schritt aus dem fenster. ich habe nicht bloß meine eigene enttäuschung darüber zu befürchten, dass diese eine frau nicht mit mir davon fliegen will, bzw ich nicht mir ihr fliegen kann. sondern mir steht mit sicherheit der sturz bevor. ein sturz in die detaillierte gewissheit, wie unmöglich es für mich ist, mit überhaupt irgend einer frau davon zu fliegen, wegen grundlegender eigenschaften von mir, auf die sie mich sicher hinweisen wird, bzw an die sie mich erinnern wird. eine gewissheit, die ich schon vorher hatte aber verleugnet habe. es ist also ein sturz in die emotionale qualität, die der verleugnung zu grunde liegt. ein sturz in die vergangenheit, ein ganzes leben aus unzähligen frustrationen, in denen ich versuchte, etwas zu erlernen und feststellen musste, dass es mir nicht gelingt, weil grundlagen fehlen, dass ich dazu verdammt bin, ein verlierer zu sein, einer, der einfach nichts kann.
ein lebenslanger kampf des verstandes mit sich selbst, ein kampf für vielleicht überlebensnotwendigen optimismus, der auch stets vom unlauterem mittel der verleugnung der tatsachen gebrauch machen wollte. ich habe schon vor über 15 jahren gefühlt, dass angst und hoffnung, also optimismus zusammen hängen. hoffnung irgendwann einmal fliegen zu können, also dass sich die fähigkeit des fliegens einmal wie von selbst ergeben wird, dass mir also alle für das lernen notwendigen gelegenheiten in der richtigen reihenfolge zufallen werden und ich bloß durch meine entwicklung zu stolpern brauche ist genauso unbegründet, wie der optimismus, dass ich während dem fall aus dem fenster schon genügend muskel, sehnen und knochenstärke hervorbringen kann, um den aufschlag zu überleben.
nur eine totale hoffnungslosigkeit erlaubt es einem, das unmittelbar bevorstehende hindernis in aller deutlichkeit wahrzunehmen, die wirklichkeit nicht zu verleugnen und dann vielleicht, aber nur vielleicht, doch eine gelegenheit zu suchen und zu entdecken, das hindernis vielleicht zu umgehen oder sogar zu überwinden.
warum vermeide ich es also noch immer zwanghaft, anderen auf die füße zu treten?
ich erwarte von mir, dass ich schon im stande sein sollte, sozial zu interagieren, ohne anderen auf ihre (wohl möglich bloß imaginierten) füße zu treten und mir somit feinde zu machen. ich fürchte ihr urteil bloß, weil es meine eigene überzeugung ist, dass das urteil für mich tödlich wäre. was mitunter korrekt sein kann. wenn man der falschen person auf die füße tritte, folgt daraus ein rufmord, ein endgültiger ausschluss aus einer gemeinde, letztlich der hungertot unter einer brücke.
aber hier ist wieder die idee, dass es wichtiger ist, zu überleben, als das leben zu leben. aber was überlebt denn überhaupt, wenn die seele verendet, weil man nicht mehr dazu lernen kann, weil man jeden weiteren schritt bzw die konkrete auseinandersetzung mit jedem wirklichem hindernis vermeidet? nichts. am ende hast du vielleicht einen atmenden körper mit einem dementen gehirn (="seele"). es ist so, wie wenn du im world trade center stehst und hinter dir die flammen auf dich zukommen. jetzt ist der schritt aus dem fenster, nun ja, nicht wirklich verlockend, aber durchaus machbar.
wenn der verstand also einsieht, dass überleben objektiv entwickeln bedeutet, nicht elendig und langsam zu verenden, sondern das leben in die hand zu nehmen, dann kann man erstens die konsequenzen begrüßen, die es bedeutet, eine identität zu haben, die überhaupt nicht mit der gesellschaft resoniert und dann kann man zweitens auch die konsequenzen begrüßen, die es bedeutet, dass man die basics der interaktiven fußarbeit noch nicht erlernt hat und erstmal 1000 menschen auf die füße treten muss, um dazu zu lernen, bevor man mit irgend jemandem tanzen darf.
wie kommt es jetzt aber, dass ich das erstere vor über 15 jahren eingesehen habe und das zweite immer noch nicht?
vielleicht ist es, weil es weniger wehtut, mir einzugestehen, dass ich halt keine positive resonanz mit den normalen menschen in mir habe bzw hatte; weniger weh tut, als mir einzugestehen, dass ich von den menschen durch überaus schmerzhafte konflikte getrennt bin, die sich abzeichnen werden, indem ich ihnen unversehens auf die füße trete. dass die resonanz also nicht bloß nicht positiv ist, sondern ausgesprochen negativ ist und außerdem auf gegenseitigkeit beruht.
was muss sterben, was muss ich bereit sein, los zu lassen, damit ich mich dieser wirklichkeit stellen kann?
um mir das fehlen von positiver resonanz zwischen meiner erscheinung und der gesellschaftlichen allgemein üblichen lebensart einzugestehen musste ich nur darauf verzichten, zu glauben, dass ich es in mir hatte, einmal "normal" zu werden.
um mir die negative resonanz zwischen meinem sozialverhalten und den erwartungen der anderen einzugestehen, muss ich jegliches selbstbild verlieren, dass zum inhalt hat, dass ich ein guter, lieber, netter, wohlwollender, verständnisvoller, emphatischer mensch bin.
denn jedesmal, wenn ich jemandem auf die füße trete, bin ich dies alles nicht. und fremde nehmen mich nur auf diesen augenblick beschränkt wahr. und entschuldigungen können einen platten fuß auch nicht wieder aufrichten. jeder dritte, der an mir auf der straße vorbei läuft, hält mich vielleicht für ein arrogantes arschloch, weil ich, wenn ich es nicht einfach vermeide, ihn anzusehen, ihn unwissentlich mit einen unangemessen gesichtsausdruck begegne. den blick kontakt zu vermeiden kommt aber genauso schlecht an.
nicht gut zu sein fällt mir schwerer, als nicht normal zu sein. aber ich bin beides nicht.
soziale phobie | April 10, 2016 |
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