introversion: ausdruck, selbstfindung, selbtverlust und selbstentfremdung

einen ausdruck zu finden ist für individuation von introvertierten menschen zwingend notwendig.

je nach stil der introversion ist was anderes gemeint.

carl jung erklärt das und die meisten folgende konzepte in schwieriger (obgleich eleganter) und recht unschmeichelhafter sprache im buch "typologie".

für introvertierte wahrnehmungstypen ist es eine schwierigkeit und herausforderung, ihre innere (subjektive) wahrnehmung so auszudrücken, dass ihr wesen nicht im translativem zugeständnis an allgemein-verständlichkeit geopfert wird.

die balance zu finden, zu erkennen was ausgedrückt werden will und wieso: nämlich das subjekt um seiner selbst wegen, nicht etwa eine persönliche botschaft um ihrer objektiven wirkung in der zwischenmenschlichen welt. andererseits hat aber das subjekt sehr wohl der welt etwas mitzuteilen, den anderen, nämlich vorbildliche selbstkenntnis oder auch nur vorbildliche einstellung oder haltung in einer situation, doch geht es nicht um interaktion oder beziehung. der künstler zb missversteht sich selbst, wenn er bewunderung anstrebt.

das gilt im prinzip für alle formen von introversion. es ist verwirrend, weil es sich bei der wahrnehmung/imagination um objekte handelt. diese ordnet man zunächst oft der außenwelt zu und erkennt nicht, dass die auswahl der objekte etwas über das subjekt sagen will, aber man ahnt nicht zu unrecht, dass das die auswahl von objekten oder von aspekten die man hervorhebt, etwas zur lebenswelt anderer beitragen kann. nur was und wann ...

aber auch introvertiertes denken (zb wissenschaft) oder introvertiertes fühlen (zb ethische werte) können so missverstanden werden, als ginge es bei ihnen darum, welche wirkung sie in der außenwelt haben sollen.

dabei geht es darum, dass sich das subjekt auf diesem wege selbst entdeckt und selbst verwaltet und ordnet und somit erschafft. der introvertierte wissenschaftler ("denker" ist gemeint) macht sich zB zu jemanden, der methodisch vorgeht. der ethiker (fühler ist gemeint) macht sich zu jemandem, der kohärent für etwas einsteht, zb auch einfach zu hause für andere da zu sein, aber auf seine ganz eigene weise!.

jeder versuch des introvertierten menschen, seine werte, sein denken oder seine wahrnehmungen so zu gestalten, wie es anderen dienlich wäre, der welt im allgemeinen, wirkt verwässernd und führt zum selbstverlust.

was nicht bedeutet, dass man öffentliche werte missachtet bzw völlig fehl-angepasst sein muss. derartige anpassung ist einfach nur eine andere und sekundäre baustelle, ein anderes geistiges organ, was sich darum kümmert.


für introvertiertes denken oder fühlen ist es nicht unbedingt leichter, die richtige ausdrucksform zu entdecken, aber es ist leichter ein medium zu finden. worte zb passen besser zum denken. gefühle lassen sich auch irgendwann kommunizieren oder aufschreiben.

ehe man dagegen subjektive wahrnehmung durch worte ausdrücken kann, muss die begriffswelt gut entwickelt sein. bildliche spezial-begriffe (wie zb transzendenz) sind für mich selbst darum nahrung für die seele. weil sie ein medium sind, dass mich einlädt.

früher habe ich gezeichnet. aber das war auch meistens schwer. denn die subjektive essenz konnte ich nicht ausdrücken. meine bilder dienten viel mehr als kryptisch-symbolischer-hinweis auf mein subjekt, als fokus-methode. ich malte immer wieder die selben motive und es sah aus, als ginge es mir um dieses motiv, ich glaubte das als kind auch selbst und keiner verstand meinen extremen fetisch mit diesen paar symbolen. es wirkte auf andere manchmal ausgesprochen retardiert!

rückblickend ist aber für mich offensichtlich, welchen effekt diese tätigkeit auf meine psyche und meine entwicklung hatte. nur so konnte ich ich selbst bleiben, im kontakt mit meinem wahren selbst bleiben, während ich mich überall sonst nur an andere kognitionsstile anpassen musste, was ich aber nie zufriedenstellend leisten konnte. ebenso wie zb verschiedene spielsachen und andere artefakte mir nicht als das dienten, was sie objektiv sind, sondern primär dazu, mich in einer speziellen inneren welt zu verankern. in mir selbst! ich hatte aber noch kein konzept davon, inwiefern ich das war. es war für mich einfach imagination.

aber das war oft noch kein rechter ausdruck.

ausdruck muss sein, damit die innere welt ins fließen kommt. wenn sie nicht fließt, stirbt sie ab. hat man nur ein paar symbole, die man zeichnen kann, ein paar klamotten durch die man sich ausdrückt (als kind verkleidungen), ein paar spielsachen, dann ist das zu viel wiederholung und man verliert immer wieder sein subjekt. ich ging dann zu mama und fragte, was ich zeichnen soll. aber ich fand alle vorschläge doof. mein subjekt war darin nicht auffindbar und das war es, was ich vermisste.

denn man nimmt wahrnehmung nur wahr, wenn sie fließt. und der introvertierte wahrnehmungsmensch lernt sein subjekt nur dann kennen.

während sie nicht fließt, fällt man als introvertierter wahrnehmungstyp in eine inferiore extrovertierte schattenfunktion und fühlt sich leer und süchtig und sogar paranoid, weil diese andere inferiore wahrnehmungsweise als komplett befremdend und dominierend empfunden wird.

man braucht also das passende medium als einladung, als sogwirkung, welche den fluss im subjekt antizipiert. nur so kann man sich als introvertierter mensch seiner natur entsprechend selbst finden. foren sind für mich mittlerweile auch ein passendes medium, offensichtlich ... mit der entwicklung von meinem subjekt verändert sich immer, was ausgedrückt werden will und somit immer auch das medium. in meiner kindheit waren soziale kontakte oder öffentliche kommunikation dafür komplett ungeeignet.

manche glauben ich sei intelligent. oder das mir sachen zufliegen würden, las ich gestern. ich bin eigentlich extrem durchschnittlich, in punkto anzahl und qualität der hinrzellen. was an mir etwas überdurchschnittlich ist, ist dass ich mich deutlich besser ausdrücken gelernt habe, als viele, die sich zu sehr der äußeren welt anpassen mussten um zu überleben. dadurch habe ich mich auch besser kennen gelernt. und besser entwickelt. ich bin in teilaspekten aber auch selbst blockiert. ich nehme nur teile von mir war und nur teile sind besser entwickelt.

das ist für mich auch ein kernthema, von dem was ich für mich unter hsp verstehe. unter einem heilendem paradigma, einer aufklärung für menschen, die nicht ganz normal sind. dass man den mut findet, zur introvertierten subjektivität zu stehen. dass man ihr potenzial in der welt erkennt, anstatt es, wie oft von extrovertierten unterstellt wird, für etwas zu halten, dass "nur eigen" sei und zu nichts gut. die wissen ja nicht, wovon sie reden, wie könnten sie, wenn der introvertierte sein potenzial selbst noch nicht entdeckt hat und es nie verwirklicht. wenn er sich nicht traut im einklang mit seinem eigenem intelligenzstil zu funktionieren, bis er sich entwickelt und bis das wachsende subjekt früchte erzeugt, sondern sich in der mitte zerbricht um "normal" zu wirken.

besonders tut es mir weh, dass ausgerechnet hier eine mehrheit von introvertierten menschen die extrovertierte stimme (das missverständnis ihrer selbst) so verinnerlicht haben, dass sie es gar nicht mehr versuchen, sie haben nicht mal die fährte in sich gefunden und sie finden es spinnerisch und unpraktisch und überflüssig, wenn man ihnen vormacht, wie es gehen könnte. (ps: das hatte ich im forum empfindsam geschrieben)

was mit introvertiertem ausdruck oft durcheinander gerät ist sogenannte kreativität. kreativität beinhaltet introvertierten ausdruck, kann aber auch alles mögliche andere sein. was für introvertierten ausdruck gilt, gilt darum nicht für kreativität. insbesondere im hinblick auf zweck und motivation, aber auch im hinblick darauf, welches medium passend ist. kreativität im allgemeinen könnte mit vielen medien arbeiten.


wenn man sich als introvertierter mensch selbst versteht und beschließt authentisch zu sein und auch nicht verschleiert, was man da tut und worum es einem geht, dann hagelt es unverständnis und projektionen aka kritik von allen seiten.

klar, das gillt nicht für macro-tätigkeiten wie kunst oder bücher schreiben. sondern für den alltag, die details im verhalten in allen möglichen kontexten. der introvertierte macht angeblich nichts richtig. sitzt nicht richtig am tisch. isst nicht richtig. wählt nicht die richtigen speisen.

der introvertierte wird so systematisch und komplett falsch verstanden, dass er wahrscheinlich beginnt, sich selbst falsch zu verstehen. das resultat sind dann zb reaktionen wie soziale phobie bei der es sich um die wahnvorstellung handelt, bei der einer glaubt "ich wäre gerne extrovertiert und ganz normal, traue mich aber nicht" wenn die wahrheit lautet "ich traue mich nicht mehr, zu wissen was ich will oder zu wissen warum ich etwas nicht will, was ich in wahrheit nicht will und rede mir ein, dass ich es wollte, wenn ich es könnte, wenn es in meiner natur läge" und die wahrheit hinter einer angeblichen angst versteckt wird, einer phobie.

eine solche phobie ist keine angst, sondern eine lüge! ein eigenständiges falsches selbst. ein gewalttätiges introjekt, dass in träumen als vampierartige entität erscheinen kann, welche den betroffenen fesselt und ferngesteuert. es ist ein unbewusstes ich, das stärker ist, als das ich. es gibt viele varianten von falschen identitäten. manche sind zwanghaft oder magersüchtig. ist aber immer das gleiche prinzip (wenn das ausgangs problem nicht-akzeptierte introverion ist), in anderer tarnung, teilweise weiter getrieben. den magersüchtigen dieser art gelingt "das falsche selbst" oft, welches bei der phobie früher scheitert. es gelingt da aber nur bis zu einem gewissen punkt. das variiert aber von individuum zu individuum.

dann heißt es, das introvertierte deshalb introvertiert wären, weil sie psychisch krank seien, weil sie ein falsches selbst haben, sich selbst nicht kennen, stecken geblieben sind. wenn es genau umgekehrt ist! und stecken geblieben sind sie meist viel mehr in der anpassung (im falschem selbst), als in sich selbst, in ihrem wahrem talent. damit rechnet dann keiner. dass der kleine vollidiot, der sich die schuhe nicht zubinden kann oder will ein integrales schlitzohr ist XD

ich kenne mich, ich kann auf den flammen der täuschung tanzen. auf dem höllen feuer der first tier verwirrung, dem babylon projekt, dem big time wettbewerb im falsch verstehen von dem was ist. das mittelalter geht zu ende.

2 Kommentare:

  1. Hat mir gut gefallen, wenn ich auch nicht alles verstanden habe.
    --Hast du mal beschrieben wie man "seine innere Fährte findet"?? Kann ich das irgendwo finden?
    --Ich frag mich auch manchmal ob ich wirklich so introvertiert bin, weil ich als Kind extrovertierter war und da irgendwann ein Bruch war!
    --"unverständnis und projektionen aka kritik" das is gut XDD

    Danke für diesen Post, Du intergrales Schlitzohr ;)

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  2. innere färte finden: die ist von natur aus erstmal immer da, und sozusagen überall, ein bisschen wie ein berg den man auch im slalom besteigen kann. je mehr man nach dem richtigem weg sucht, desto länger hält man sich auf. der berg ist überall.


    falls wir ungefähr das selbe meinen. (ich meine die lebendigkeit von introvertiertem subjekt-anteil)

    problem ist dann eher: entdecken, was einen von der fährte abgelenkt hat (sozusagen mit einem bein auf einen anderen berg beamt), wenn man sich irgendwie leer/zerrissen etc fühlt.

    'extroversion' (die funktion ist gemeint, das ist kein synonym für sozial verhalten) völlig ausschalten geht gar nicht mehr, sobald sie da ist, und das ist sie bei mir schon seit dem kindergarten (wiegesagt, es geht nicht um verhalten) also beide ausrichtungen innerlich differenzieren lernen und durchschauen, wann welches von beiden angemessen ist, so dass sie sich nicht gegenseitig verwässern.

    das prinzip ist wie bei borderline vs neurotik (inter-personal vs intra-personal), es kommt eine verwaltende metaebene dazu, nur diesmal nicht unbewusst gelenkt (als verhaltensweise) sondern introspektiv bewusst.

    dazu mach ich jetzt anfängliche beobachtungen, seit dem ich darüber nachdenke .... die gelten nur für mich, daraus gewinne ich keine allgemein-typologischen strategien, obwohl ich sicher irgendwas ableitungen für andere typen probieren kann

    mit sicherheit kann extroversion selst auch durch introversion sabotiert werden.

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